BILLIGHEIM-INGENHEIM. Zwischen Billigheim-Ingenheim und Winden soll ein kleiner Windpark entstehen. Der Gemeinderat Billigheim-Ingenheim steht der Errichtung von vier Windenergieanlagen, landläufig als Windräder betitelt, auf dem vorgesehenen Gebiet im Tiefental offen gegenüber und sprach sich in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig für den Bau der Anlagen aus.
Ortsbürgermeister Dietmar Pfister (SPD) ging in seinen einleitenden Worten natürlich auf die derzeitige Energiekrise ein, die einem sehr als deutlich vor Augen geführt habe, wie wichtig es ist, sich unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen, die zudem noch von Dritten, sprich vor allem auch von Russland, geliefert werden.
„Alles hat Vor- und Nachteile, das gilt sicher auch für Windanlagen. Letztlich geht es aber nur um die bestmögliche unabhängige Energieversorgung. Der Strom der hier bei uns in Feld und Flur erzeugt wird, soll auch hier vor Ort zur Verfügung stehen!“
Dr. Juliane Große, Projektleiterin der Unternehmensgruppe Umweltgerechte Kraftanlagen (UKA) mit Hauptsitz im sächsischen Meißen, stellte das Projekt dem Rat und einigen interessierten Bürgerinnen und Bürgern vor.
Eine erste Flächenindikation erfolgte 2019. Das Vorhaben wurde dann auch gleich erstmals im Gemeinderat besprochen, zuletzt im September 2022. Zwischen 2020 und 2022 erfolgten Vertragsverhandlungen mit Grundstücksbesitzern, der Abschluss von Pachtverträgen, die Standortplanung, die Erstellung nötiger Gutachten sowie die Zuwegsplanung. In 2023/2024 soll das Genehmigungsverfahren laufen und auch die Baugenehmigung eintreffen. Für das vierte Quartal 2024 ist der Baubeginn anvisiert. In Betrieb gehen soll der Windpark nach den Planungen der UKA dann Anfang 2025.
Die Projektleiterin informierte auch über mögliche Beteiligungsformen an dem Park, so über finanzielle Beteiligungen nach Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien (EEG), wonach die Gemeinde auf deren Gebiet die Anlagen stehen, 0,2 Eurocent pro Kilowattstunde, resultierend aus der tatsächlich eingespeisten Strommenge, auf die Habenseite im Gemeindesäckel verbuchen könnte. Im Fall Billigheim-Ingenheim könnten dies bis zu 24.000 Euro jährlich sein. Aber auch städtebauliche Verträge, wodurch Haushaltseinnahmen, durch die von den Anlagen anfallende Gewerbesteuer, erzielt werden, wären möglich, ebenso die Beteiligung an dem Projekt durch Firmen.
Die Bürger könnten sich im Rahmen eines Sparbriefes, der über das lokale Windprojekt finanziert wird, beteiligen. Die persönliche Identifikation der Bürger könnte die Steigerung der regionalen Akzeptanz des Projektes erhöhen. In Betracht käme des Weiteren der Bezug von vergünstigtem Ökostrom.
Wie Große erklärte, ist die Grundvoraussetzung für die Entwicklung des Windenergievorhabens die Zusammenarbeit mit den Flächeneigentümern, den Anwohnern vor Ort, der betroffenen Gemeinde und den benachbarten Kommunen. Bisher hätten sich bereits zahlreiche Flächeneigentümer für eine Zusammenarbeit mit UKA entschieden, wodurch die Planung des Vorhabens in den letzten Monaten zügig vorangeschritten sei.
Der zum Planungszeitpunkt notwendige Mindestabstand zu den nächsten Wohnbebauungen, in diesem Fall die Orte Steinweiler und Winden, lag bei 1.100 Metern und wurde in alle Richtungen eingehalten, ebenso die Abstände zu Naturschutzgebieten. Erst kürzlich hat das Land Rheinland-Pfalz die Mindestabstände nun sogar auf 900 Meter gesenkt.
Eine Naturschutzuntersuchung ergab, das im Umkreis um das Gebiet 32 Horste von Greif- und Großvögeln, darunter 22 Weißstorchhorste angesiedelt sind. Gesichtet wurden auch Mäusebussarde und Turmfalken. Insgesamt wurden bei der Kartierung ungefähr 30 Brutvogelarten dokumentiert, so Steinkäuze, Waldohreulen, Feldlerchen und Rebhühner. Im Juni steht eine weitere Kontrolle der Greifvogelhorste an. Auch Fledermäuse werden dann erfasst.
Die vorgesehen Anlagen werden bis zur Blattspitze eine Gesamthöhe von 250 Metern haben. Wie Juliane Große ausführte, können pro Megawatt Leistung 1.000 Haushalte versorgt werden, bei vier Anlagen, die jeweils sechs MW erzeugen, wäre also die Versorgung von 24.000 Haushalten möglich. Die Einspeisung des erzeugten Stroms erfolgt bevorzugt in die örtlichen Stromnetze.
Die Zuwegung zum Windpark wird über einen Wirtschaftsweg aus Richtung Mühlhofen gewährleistet. Dies ist insbesondere in der Bauphase wichtig, da unter anderem bis zu 80 Meter lange Rotorenblätter herangeschafft werden müssen.
„Der geplante Standort ist zwar kein Standort erster Klasse, aber dennoch ein wirtschaftlich gesehen sehr guter“, stellte Juliane Große fest.
Ratsmitglied Thomas Hofmann (FWG) brachte die Verbindung mit einem Solarpark ins Spiel. Diese Möglichkeit könne man prüfen lassen, wobei es aber zu berücksichtigen gelte, dass dies auf landwirtschaftlichen Flächen nicht erlaubt ist, stellte Dietmar Pfister fest. Er machte deutlich, dass die immer weniger werdenden landwirtschaftlichen Flächen, nicht nur rund um Billigheim-Ingenheim, sondern ganz generell in Deutschland erhalten werden müssen.
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Landau-Land, Torsten Blank (SPD), stellte fest, dass der Billigheimer Bruch die einzige Fläche in der VG sei, die noch für Windkraft nutzbar sei.
“Wir benötigen künftig Windkraft, Photovoltaikanlagen, und auch Geothermie. Bei Photovoltaik kann es aber nur um nicht landwirtschaftliche Flächen gehen, wie beispielsweise die Mülldeponie in Ingenheim als große Potentialfläche. Möglich wäre dies vielleicht auch entlang der Umgehungstraße, die an Impflingen vorbeiführt.“
Auf die Anfrage zur Lebensdauer der Windräder erklärte die Firmensprecherin, dass man aktuell von einer Nutzungsdauer von 25 Jahren ausgeht. Nach dieser Zeit erfolge dann ein vollständiger Rückbau, inclusive des im Boden verankerten Sockels. Hierfür hinterlege die Firma entsprechende Gelder.
Neuer Tiefbrunnen im Wasserschutzgebiet
Die Verbandsgemeindewerke Landau-Land planen den Bau eines neuen Tiefbrunnens bei Billigheim. Dieser entsteht circa 130 Meter östlich des bestehenden Tiefbrunnens 1 und soll zunächst die Brunnen TB 1 und TB 2 entlasten und langfristig, falls dies nötig wird, den TB 1 ersetzen.
Der TB 1 wurde 1977 gebaut und 2022 wegen Korrosionsschäden mit einer sogenannten Einschubverrohrung saniert. Er ist derzeit voll funktionsfähig und unverzichtbar für die örtliche Wasserversorgung. Im Hinblick auf das Alter dieses Brunnens sei aber mittelfristig der Bau eines neuen Brunnens notwendig, so Christian Dennler, Leiter der VG-Werke. Er geht davon aus dass der Brunnen wohl noch zehn Jahre genutzt werden kann.
Die Werke argumentieren bei der Standortwahl mit der Tatsache, dass der neue Brunnen an die Stromversorgung und Wasserleitung des TB 1 angeschlossen werden kann. Zudem erhoffen sich die Verantwortlichen eine ähnlich unproblematische, sprich gute Wasserqualität.
In Abstimmung mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion in Neustadt wurde vom Fachbüro HG aus dem hessischen Gießen ein hydrogeologisches Gutachten erstellt, diesem zu folge hält das Büro den geplanten Standort für geeignet. Die Frage, ob es zu Verdichtungen im Bereich des neuen Brunnens kommen werde, verneinte der Werkleiter. Es sei auch nicht an die Aufbringung von Asphaltdecken oder ähnlichen gedacht.
Die Werke beabsichtigen noch im Jahr 2023 eine Versuchsbohrung zur Feststellung der Bodenschichten sowie zur Analyse des Bodens und des Grundwassers. Bei positivem Ergebnis soll ein Teil des Grundstücks durch die VG erworben und im Jahr 2024 der Hauptbrunnen eingebracht werden und zur Nutzung bereitstehen.
Grundvoraussetzung ist, sofern die Versuchsbohrung positiv ausfällt, der Erwerb des angedachten Grundstücks bzw. einer Teilfläche, die 1.600 Quadratmeter umfassen wird.
Ortsbürgermeister Pfister betonte, das auf Grund des bestehenbleibenden Wasserschutzgebietes keine weiteren Auflagen oder Restriktionen auf die ortsansässigen Anlieger, wie den Fußball- und den Reitverein sowie auf die Gewerbetreibenden zukommen werden.
Der Rat beschloss einstimmig, dass ein weiterer Tiefbrunnen gebaut wird. Des Weiteren erklärt sich die Gemeinde Billigheim-Ingenheim bereit, die benötigte Fläche bzw. Teilfläche an die die VG Landau-Land zu verkaufen.
Bürgermeister Torsten Blank sagte, dass es dringend zweier funktionierender Brunnen bedürfe, gerade um die Versorgung des südlichen Bereiches der VG Landau-Land zu gewährleisten.
Text: Heinz Lambert